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Mit dem Projekt „soundforum — bonn hoeren 2025“ beendet die Beethovenstiftung für Kunst und Kultur der Bundesstadt Bonn nach fünfzehn erfolgreichen Jahren die beiden großen Klangkunstprojekte „bonn hoeren“ (2010-2019) und „echoes – soundforum bonn“ (2022-2024). Seit 2010 wurden jährlich namhafte Klangkünstler:innen zu Stadtklangkünstler:innen nach Bonn berufen und von 2015-2019 ebfalls der europäische studentische Wettbewerb „sonotopia“veranstaltet.

Im finalen Projektjahr wurden noch einmal zwei internationale Künstler:innen als Stadtklangkünstler:innen nach Bonn berufen: die ehemalige erste Preisträgerin des studentischen sonotopia-Wettbewerbs 2018 Nika Schmitt aus Luxemburg und der estnische Klangkünstler Raul Keller aus Tallinn.

Beide waren seit Jahresbeginn mehrmals auf Kurzresidenzen in Bonn, um vor Ort und in Zusammenarbeit mit ausgewählten Bonner Wissenschafts- bzw. Kulturinstitutionen neue Klanginstallationsprojekte für die Stadt zu entwickeln, die im Laufe dieses Jahres realisiert werden.

Am 18. Juni 2025 eröffnet „soundforum — bonn hoeren 2025“ in der gkg Bonn erstmals eine Doppelausstellung mit Arbeiten der beiden aktuellen Bonner Stadtklangkünstler:innen Nika Schmitt und Raul Keller. Am selben Tag wird die Außenraum-Installation „breathing“ von Raul Keller für den Vorplatz der Kunsthalle am August-Macke-Platz vor der gkg, dem Kunstverein und dem Künstlerforum Bonn am Hochstadenring eröffnet.

Im Februar 2026 soll dann zum Grand Finale die Dokumentationsausstellung „urban sound installation art“ alle künstlerischen Projekte der Beethovenstiftung Bonn von 2010-2025 in Bild, Text, Ton und Video präsentieren.

Nika Schmitt

Nika Schmitt (LU) arbeitet seit 2017 als freiberufliche Künstlerin. Bereits während ihres Studiums an der Academy of Fine Arts and Design in Maastricht (Bachelor 2017) begann sie mit ortsspezifischen Projekten, zum Beispiel bei der Biennale of Contemporary Art in Senegal — dak’art 2016, trat als Vokalistin in der experimentellen Musikgruppe Otomax auf und gründete zusammen mit zwei Kollegen, Mike Moonen und Don Possen, die Modelinie Dominik. 2018 erhielt sie den ersten Preis des studentischen Wettbewerbs für installative Klangkunst bonn hoeren — sonotopia und stellte dort ihre Arbeit „locus motus“ vor. 2019 begann sie ihr Master Studium an der ArtScience Interfaculty an der Royal Academy in den Haag (NL). 2021 erhielt Nika Schmitt den ArtScience Master Prize und schloss ihr Studium mit der Arbeit „Loop“ ab. 2020 nahm sie am internationalen Austauschprojekt sonic explorers der Beethovenstiftung Bonn in Dakar (SE) und Bonn (DE) teil. Seitdem Ausstellungen u.a. in den Niederlanden, Deutschland, Luxemburg, Rumänien, New York City, u.a.

Klang und mechanisch bewegte Objekte sind immer wiederkehrende Elemente in ihren elektromechanischen Installationen und kinetischen Skulpturen. Sie verwendet sie häufig in Form von Multiplikationen, um multisensorische Environments zu schaffen, die mit dem Ausstellungs- und Präsentationsort interagieren oder auch Konfrontationen und Verstärkungseffekte erzeugen können. Betrachter:innen werden aktiv in die Arbeit einbezogen. Ein spezielles Interesse entwickelte Schmitt für Rückkopplungsmechanismen und für chaotische Verhaltensmuster von kinetischen Objekten. So setzte sich ihre Arbeit „Radau Radar“ (Annexe22, Luxemburg) zum Beispiel intensiv mit speziellen Rückkopplungseffekten des physischen Raumes auseinander. Aktuell untersucht Nika Schmitt die je nach Materialbeschaffenheit und System sehr unterschiedlich verlaufenden Prozesse von Energieumwandlungen, Verschleiß oder auch Selbstzerstörung in Systemen. Instabile Rückkopplungssysteme kombiniert sie mit einfachen Grundprinzipien der Physik, um komplexere und universellere Vorgänge zu simulieren.

https://www.schmittnika.com

Raul Keller

Als Künstler verbindet Raul Keller (geboren 1973, lebt und arbeitet in Tallinn, Estland) eine Vielzahl moderner Kunstpraktiken: Schwerpunkte seiner Arbeit sind ortsspezifische Klanginstallationen, Performances, Improvisation, DIY-Produktionen, Video- und Radioart sowie Fotographie; Sound performances und radiophone Stücke u.a. mit LokaalRaadio (zusammen mit Katrin Essenson, Hello Upan). Er ist Mitglied der experimentell-elektronischen Performancegruppe Eesti Elekter (zusammen mit Taavi Kerikmäe, Tõnis Leemets, Maike Lond, Heikki Tikas, Kalle Tikas), als „Paul Cole“ Mitglied der Formation The Great Outdoors (experimenteller Rock), Gründungsmitglied des Künstlerkollektivs MKDK und Gründer des Radiokunst-Festivals Radiator (mit Katrin Essenson). Ausstellungen und Performances u.a. in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Brasilien, Niederlande, Polen, Finnland, Russland, Litauen, Lettland und Estland.

Raul Keller studierte Kunsterziehung und Zeichnen an der Universität Tallinn (BA, 1999) und interaktive Multimediakunst an der Estnischen Kunstakademie (MA, 2002). Er hat mehrere Künstlerresidenzen absolviert, darunter bei singuhr—projekte, Berlin (2014), Turner Contemporary, Margate (2007) und Colina Lab, Marseille (2006). Neben inländischen Projekten ist Keller auch im Ausland aufgetreten, z.B. mit den Ausstellungen „Six Drums“ (2016, SIC Galleria, Helsinki), „moondur/shifter“ (2014, Meinblau Projektraum, singuhr – projekte, Berlin) und „Notes, scribblings“ (2013, Malonijoi 6 gallery, Vilnius). Zusammen mit LokaalRaadio hat er an dem von Knut Aufermann und Sarah Washington kuratierten Radioprogramm auf der São Paulo Biennale (2012) teilgenommen. Von 2014 bis 2019 arbeitete Raul Keller als Leiter des Lehrstuhls für Neue Medien und Professor an der Estnischen Akademie der Künste. 2015 wurde er mit dem Jahrespreis der estnischen Kulturstiftung ausgezeichnet. Im Jahr 2022 wurde er für den Wiiralt-Preis, einen Wettbewerb für estnische Grafiker, nominiert.

https://raul.keller.ee